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Aminet 28 (1998)(GTI - Schatztruhe)[!][Dec 1998].iso
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1992-09-02
|
8KB
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124 lines
Acta-Amiga FD ... VERSPIELT
Matthias Blumenthal 14.07.98
Test mit Hardware: Amiga 1200, OS 3.0
Programm:
Imperial 2.67
Autor:
Jean-Marc Boursot
Art:
Shareware, 30 DM
Fundorte CD:
Aminet 25/game/board
Disk:
Notandus 48
Der Gedanke, daß sich auch Monsieur Boursot zu den Amiga-Renegaten ge-
sellt haben könnte, drängte sich auf, ist doch das bemerkenswerte Werk,
dem wir uns in den folgenden Zeilen widmen, zuletzt im Jahre 1994 mit
der Versionsnummer 2.65 erfreut zur Kenntnis genommen worden. Vier Jahre
später taucht der Programmierer mit der Version 2.67 seiner Shanghai-
Variante wieder auf, womit sich der oben angeführte Gedanke angenehmer-
weise erledigt hat. Bienvenue arrière, Jean-Marc Boursot, et bienvenue
arrière, Imperial!
Das Spiel Shanghai, dessen Konzeption Imperial übernommen hat, ist wohl
bekannt - viele Spielsteine, in diesem Fall 144 Stück, von denen jeweils
vier ein identischen Motiv tragen, tauchen formiert auf dem Bildschirm
auf und sollen paarweise entfernt werden. Das ist die schlichte Aufgabe,
aber ...
... Imperial hat gegenüber seinen nicht wenigen Artverwandten einige Be-
sonderheiten zu bieten. So zum Beispiel die vermutlich bemerkenswerte-
ste und vielleicht einmalige, daß jeder Piktogramm-Aufbau lösbar ist!
Das Programm prüft nämlich vor dem Spielstart, ob diese Art Patience
aufgehen kann. Wenn beispielsweise drei identische Piktogramme bei Be-
ginn übereinander liegen, kann die Aufgabe, sämtliche Bilder von der
Fläche zu fegen, zwangsläufig nicht erfüllt werden. Imperial gibt also
nur Piktogramm-Anordnungen vor, die vom Spieler komplett abgebaut werden
können, was allerdings keineswegs bedeutet, daß jedes Spiel automatisch
zu einem erfolgreichen Ende führt ...
Ein weiteres besonders hervorzuhebendes Merkmal von Imperial ist der für
diese Art Spiel wirklich ungewöhnliche Zwei-Spieler-Modus, bei dem beide
Beteiligte gegeneinander abwechseld Bildpaare suchen und möglichst fin-
den sollen. Wer am Schluß der Partie (alle Bilder konnten entfernt wer-
den oder die Zugmöglichkeiten sind erschöpft) die meisten Paare finden
konnte, hat - wen wundert's? - gewonnen. Sinnigerweise wurde ein Zeitli-
mit (wahlweise 10, 20 ... 60 Sekunden) integriert. Innerhalb der wieviel
auch immer Sekunden muß ein Spieler einen Zug machen. Tut er das nicht,
ist der Gegner dran.
Imperial offeriert zwölf verschiedene Piktogramm-Bauten, wobei sechs von
Haus aus via Menü aufgerufen, sechs andere über einen Requester aus dem
Layout-Verzeichnis geholt werden können. Ein Layout-Verzeichnis? Gibt's
was zu layouten? Jau, das Programm verfügt über einen intuitiv, aber un-
bequem bedienbaren Leveleditor, durch den die Zahl der Bildaufbauten ins
schier Unendliche gesteigert werden kann.
Die luxuriösen Beigaben des Programmes nehmen kein Ende. So steht musi-
kalische Untermalung in Form von drei mitgelieferten Stücken (allesamt
übrigens entsetzlich meditativ ...) und der Möglichkeit, beliebige zu
laden, parat. Verschiedensprachige Benutzeroberflächen, unter anderem
auch eine deutsche, können, übrigens ganz StyleGuide-unkonform (sehr
sympathisch), eingesetzt werden. Es gibt Bestenlisten für die sechs ur-
sprünglichen Piktogramm-Aufbauten. Die Funktionen "unbegrenzte Zugrück-
nahme" und "Anzeige von vakanten Zügen" können zum Schummeln neigende
Naturen einsetzen. Das Speichern einer laufenden Partie ist ebenso mög-
lich wie das Laden einer gespeicherten. Und Imperial bietet mehr, mehr,
mehr.
Einer der wesentlichsten Faktoren für die Güte eines Shanghais ist die
grafische Gestaltung der Piktogramme. Und das ist leider im Falle von
Imperial der negative Höhepunkt ... Obwohl drei Grafiksets dabei sind
und jedes von ihnen eine ästhetische Pracht sondersgleichen ist, die je-
den Schöngeist zu verzücken versteht, sind die Piktogramme zu schwer
voneinander zu unterscheiden, als daß der Spielfluß gewährleistet wäre.
Immer wieder ein intensiver Blick auf den Bildschirm, nur um dann nach
ewiger Zeit festzustellen, daß das mutmaßliche Paar doch keines ist, ist
mehr als zermürbend ...
Das letzte Wort
Ja, böte Imperial nur ein vernünftiges, das heißt ein weniger kunstvoll,
dafür übersichtlich gestaltetes Bildchen-Set, wäre es der ungekrönte Kö-
nig unter den frei verteilbaren Shanghai-Umsetzungen und die geforderte
30 DM-Share durchaus angemessen. Aber so ist dieses an wertvollen Optio-
nen und unglaublichen Ideen überreiche Werk - ärgerlicherweise, weil es
ohne sonderlichen Mehraufwand zu vermeiden gewesen wäre - ein unspielba-
res Spiel. Schade, sehr schade ...